Saubere Erzeugung vor der Haustür

Saubere Erzeugung vor der Haustür

Niederösterreich hat eine lange Tradition in der Nutzung der Wasserkraft in Laufkraftwerken. Das beruht in erster Linie auf den topographischen Gegebenheiten und der Größe der niederösterreichischen Fließgewässer: Abgesehen von der Donau und dem Oberlauf des Kamp lassen diese nur die Errichtung von Kleinwasserkraftwerken zu.
 
Bei diesen „klassischen Flusskraftwerken“ erzeugt eine Wehranlage einen Höhenunterschied vor und nach dem Kraftwerk, der zur Energieerzeugung genutzt wird. Das Wasser läuft dabei über Turbinen, die einen Generator antreiben und so Strom erzeugen. Oftmals wird eine große Wassermenge mit geringer Fallhöhe zur Stromproduktion genutzt. Dabei spielt auch die Wasserführung eine große Rolle. Diese Kraftwerke erzeugen daher im Winter weniger Strom als im Sommer.

Stellvertretend für den gesamten Anlagenpark präsentieren wir Ihnen hier vier besondere Kleinwasserkraftwerke:

1) Das Historische Kraftwerk Mühlhof/Scheibbs
Mühlhof ist eine historisch besonders interessante Anlage. In den Geschichtsbüchern wird sie erstmals im Jahre 1551 als Mühle erwähnt, zum E-Werk ausgebaut wurde sie 1894. 2012 ging das Kleinwasserkraftwerk an der Erlauf ins Eigentum der evn naturkraft über. Im Jahr 2015 wurde das historische Kraftwerk revitalisiert und erzeugt nun 1,1 GWh Ökostrom pro Jahr – rund 18 % mehr als das alte Kraftwerk. Fallhöhe und Turbinendurchfluss mussten für die Leistungssteigerung nicht erhöht werden.
 
Das Kraftwerksgebäude und die alte Turbinenanlage stehen unter Denkmalschutz. Deshalb wurde das geräumige Gebäude genutzt, um die alte und die neue Kraftwerkstechnik unter einem Dach zu präsentieren. Durchsichtige Wände trennen die beiden Technologiewelten und erlauben eine gefahrlose Besichtigung. Diese ist mittlerweile Teil der Scheibbser Stadtführung. Alle Informationen dazu finden Sie unter www.scheibbs.gv.at.
 
 
2) Das Ausleitungskraftwerk Erlauf
Ursprünglich wurde das Kraftwerk Erlauf 1921 errichtet, um die Stadt Melk mit Strom zu versorgen. Seine Besonderheit: Erlauf ist ein Ausleitungskraftwerk. Um die rund 1.700 Liter Restwasser, die aus ökologischen Gründen in die Ausleitungsstrecke abgegeben werden, energetisch nutzen zu können, wurde 2006 eine eigene Restwasserturbine eingebaut.
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Heute versorgen die beiden Turbinen rund 1.000 Haushalte mit elektrischer Energie. Zusätzlich gibt es seit 2014 eine moderne Fischaufstiegshilfe, um die natürliche Umgebung für die dort heimischen Fische – Huchen, Koppen, Bachforellen – zu bewahren.
 
3) Auwaldschutz in Schaldorf
Das Kleinwasserkraftwerk Schaldorf ist eines unserer neun Kleinwasserkraftwerke in der Steiermark und wurde erst 2012 in St. Marein im Mürztal in Betrieb genommen. Mit einer installierten Leistung von rund 1,2 MW liefert das Kraftwerk Ökostrom für rund 1.500 Haushalte. Die CO2-Einsparung beträgt 3.200 Tonnen.
 
In Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten in den Bereichen Naturschutz, Landschafts- und Gewässerökologie wurden hier bemerkenswerte ökologische Akzente gesetzt. 3,2 Hektar Auwald wurden angekauft und außer Nutzung gestellt. Dieser Auwald ist einer der letzten Reste des dort ehemals großflächigen Waldbestands und konnte so in seinem Bestand gesichert werden. In Kooperation mit den Anrainergemeinden wurde ein Freiluftklassenzimmer installiert, in dem Schulklassen und Jugendgruppen auf Exkursionen mehr über die umgebende Natur und Wasserkraft erfahren können. An Wochenenden wird dieses Angebot auch gerne von Ausflüglern genutzt.
 
Modernisierungschampion Dorfmühle
Das Kraftwerk Dorfmühle ist ein Vorzeigeprojekt für gelungene Modernisierung. Ursprünglich eines der ältesten Kraftwerke im Bestand wurde es von Grund auf neu gestaltet und mit modernster Technik ausgestattet. 2003 ging das modernisierte Kraftwerk bei Kematen an der Ybbs in Betrieb und liefert seither mit 11 Mio. kWh etwa fünf Mal so viel Strom wie davor.
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Kernstück des neuen Kraftwerkes sind zwei Kaplan-Rohrturbinen mit direkt gekuppeltem Generator. Die Rohrturbinen sind liegend angeordnet, erfordern eine geringe Bauhöhe des Kraftwerks und betten sich gut in die Landschaft ein. Die Generatoren arbeiten durch ein geschlossenes Wasser-Luft-Kühlsystem nahezu geräuschlos. Eine moderne Fischaufstiegshilfe gewährleistet die Durchgängigkeit für heimische Fischarten.
 
Auch bei der Ausgestaltung des rund zwei Kilometer langen Stauraumes stand die Natur im Vordergrund: Das rechte Flussufer oberhalb der Wehranlage wurde zum Teil mit Flusssedimenten aufgeschüttet. Sie sind fruchtbarer Boden für standortspezifische Pflanzen.
 
Tipp: Einige unserer Anlagen stehen interessierten Gästen für Besichtigungen offen. HIER gibt es die Informationen dazu.